Pferde brauchen Gesellschaft
Im Gegensatz zu anderen Nutztieren hat das Pferd seine Ansprüche und sein Verhalten im Laufe seiner Haustierwerdung nicht wesentlich verändert. Als Herdentier und hochentwickeltes Steppentier hat es sein "wildes" Wesen nicht ganz verloren, es reagiert heute noch leicht mit Flucht und Panik und viel sensibler auf ungenügende Haltungsbedingungen und schlechtes Stallklima. Es ist - da vor- wiegend zu Arbeitszwecken und nicht zur Fleisch- und Milcherzeugung eingesetzt - weniger züchterisch beeinflußt, dafür aber auch weniger degeneriert als reine Luxustiere.So beginnt Dr. C. Möller, München, ihren Beitrag, in dem sie die Ansprüche der Pferde an ihre Haltung vorträgt. Pferde brauchen viel Licht, Luft und Bewegung. Dies ist wichtig für die Selbstreinigungsmechanismen der Atemwege, den Hufmechanismus und den gesamtem Stoffwechsel. Die Fensterflächen sollten mind. 1/20 der Stallfläche betragen, bei Verschattung mehr. Ist das nicht möglich und das Pferd den ganzen Tag im Stall, müssen die Stallampen mindestens acht Stunden brennen, aber alle Pferde gleichmäßig beleuchten. Am besten ist auch aus dieser Sicht (Licht) der tägliche Auslauf. Und mangelt es an Frischluft, kommt es zu einer Verminderung der Krankheitsresistenz, zu einem erhöhten Infektionsrisiko, deren Folgen Reizhusten und allergische Atemwegserkrankungen bis hin zur Dämpfigkeit sind.
Als gesichert gilt, daß Kaltställe wesentlich gesünder sind als Warmställe. Eine ausreichende Luftversorgung ist bei ganzjährigem Auslauf gesichert. Und er bietet die notwendige Bewegungs- und Beschäftigungsmöglichkeit. Fehlt es daran, entwickelt das sensible Pferd Untugenden (Weben, Koppen, Bewegungsstereotypien, Aggressivität) und erleidet körperliche Schäden (Zwangshufe, Hufrollenerkrankungen, Sehnenschäden, Muskelabbau, Stoffwechselstörungen). Im Stall ist dafür zu sorgen, daß das Pferd ungehindert abliegen, aufstehen, auf der Seite liegen und sich wälzen kann.
Die Autorin gibt dann Hinweise auf die Gestaltung der Boxentrennwände, den Stallbodenbelag (Asphaltoberschichten auf entsprechendem Unterbau, fugenlose Betonböden mit Spezialzuschlagstoffen, Vormauerziegel, Holz oder Lehm), die Notwendigkeit des täglichen Entfernens von Kot und Urin (zur Vermeidung hoher NH3-Belastung) und die Eignung von Einstreu (Stroh, Sägemehl, Torf).
Einer übermäßigen Staubentwicklung (im Stall) kann vorgebeugt werden durch Naßkehren der Stallgasse, verschließbare Abwurfschachte für Heu und Stroh, Unterlassen des Aufrüttelns von Heu und Stroh in der Nähe der Pferde, Verfütterung von staubfreiem, unverschimmeltem Heu und regelmäßiges Entfernen von Spinnweben.
Bayer. Landw. Wochenblatt, 47/97Zurück
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