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Die Sprechstunde bei
Dr. Georges Hoffmann, Fachtierarzt für Pferde




















Hufknorpelverknöcherungen - Tumor am Bauch - Junghengst und Stuten - Gerötete Augen - Zahnkontrolle

Herr Axel Hoppe: Sehr geehrter Herr Dr. Hoffmann, bei meiner 8-jährigen Stute (Mischling Warm-/Kaltblut) wurde eine Hufknorpelverknöcherung an der Vorderhand diagnostiziert. Nach einem Beschlag mit sogenannten Eiereisen erfolgte eine Besserung der vorher vorhandenen Lahmheit. Außerdem hat sie Zwanghufe (Vorderhand). Beim Reiten muß jedoch eine kurzzeitige Einlaufphase in Kauf genommen werden. Ansonsten treten keine Beeinträchtigungen auf. Welche weiteren Therapiemaßnahmen würden Sie vorschlagen= Kann man medikamentös unterstützen? Vielen Dank Axel Hoppe.

Dr. Georges Hoffmann: Hufknorpelverknöcherungen sind zum Teil Alterserscheinungen da sie wohl eher bei älteren Pferden auftreten als bei jüngeren. Dennoch gibt es viele alte Pferde ohne Hufknorpelverknöcherungen. Es müssen also noch andere Faktoren dazu beitragen, dass diese Knorpel verhärten, Kalk einlagern und verknöchern.

Hier spielt vor allem die Veranlagung in Form von ungünstigen Raumverhältnissen im Huf eine ausschlaggebende Rolle. Der Zwanghuf ist eine solche Veranlagung. Generell kann man sagen, dass jede Form von Huf , ob angeboren oder durch unsachgemässes Ausschneiden/ Beschlagen erworben, welche den sogenannten « Hufmechanismus » beeinträchtigt zu Hufknorpelverknöcherungen führen kann.

Unter Hufmechanismus versteht man das Auseinanderweichen der Trachten beim Auffussen und deren Zurückkommen beim Abfussen. Diese seitliche Bewegung bewirkt einen Pumpeffekt im Trachtenbereich welcher für die gute Durchblutung der Strahlbeinregion und der Trachten unerlässlich ist.

Nun ist jedoch im Allgemeinen die Verknöcherung der Hufknorpel an sich nicht verantwortlich für Lahmheiten. Sie ist meistens ein Zufallsbefund. Ausser es kommt zu einer Fraktur der vorweg verknöcherten Knorpel. Dieser Prozess ist schmerzhaft und geht einher mit einer mehrwöchigen, vorübergehenden Lahmheit. Eine Ruhigstellung des Pferdes bis zur Ausheilung ist dann notwendig.

Die Bedeutung von Hufkorpelverknöcherungen in Bezug auf eine bestehende Lahmheit sollte deshalb nicht überbewertet werden. Das Feststellen von Hufknorpelvernöcherungen sollte als Indiz für eine schlechte Durchblutung der Trachten-bzw. Strahlbeinregion gelten welche ihrerseits möglicherweise zur Lahmheiten führen kann. Der Sitz dieser Lahmheit ist dann jedoch eher in der Strahlbeinregion als an den Hufknorpel zu suchen.

Der Eierbeschlag ist ein Beschlag welcher den Hufmechanismus begünstigt und somit die Durchblutung hilft zu verbessern. Er ist demnach eine geeignete Massnahme um den Verknöcherungsprozess der Hufknorpel aufzuhalten oder zu verlangsamen. Gleichzeitig wirkt sich dieser Effekt günstig auf andere, möglicherweise röntgenologisch nicht sichtbare Kankheitsprozesse aus, welche die eigentlichen Lahmheitsursachen sind.

Mit freundlichen Grüssen, Dr Georges Hoffmann

Frau Luise Sanders: Lieber Herr Dr. Hoffmann,

meine Hannoveraner Stute hat seit einem Jahr mittig unter dem Bauch eine etwa Daumennagel grosse Stelle, die ich zunaechst fuer eine kleine Warze gehalten habe. Seit einigen Wochen hat sich diese Stelle deutlich veraendert, indem sie nun erhaben ueber dem Fell ist und leicht blutig ist. Mein Tierarzt meint, es handele sich wohl um einen virusbedingten Tumor (Papillom) , der aber nicht behandelt werden muesse, da er weder in der Gurtlage liegt und auch sonst dem Pferd keine Schmerzen zu bereiten scheint. Gewebeproben sind nicht entnommen worden. Die Stute hatte vor ca einem Jahr nach Stallwechsel eine Herpesinfektion im Maulbereich. Damals wurde geimpft und nach 5 Tagen war der Herpes abgeklungen und ist bis jetzt nicht wieder aufgetreten.

Koennen gleiche oder aehnliche Viren auch fuer den kleinen Tumor verantwortlich sein. Wuerden Sie mir auch raten erst mal gar nichts zu tun. Oder waere es vielleicht doch sinnvoll zu behandeln, sei es chirurgische Entfernung oder medikamentoess, evtl auch homoeopathisch. Vielen Dank fuer Ihre Antwort. Luise Sanders

Dr. Georges Hoffmann: Sehr geehrte Frau Sanders, nach Ihrer Beschreibung zu beurteilen dürfte es sich mit einiger Wahrscheinlichkeit um ein equines Sarcoid handeln. Im Gegensatz zu Papillomen welche meistens in Gruppen auftreten, sind Sarcoide meistens solitär. Auch neigen sie eher zur Ulzeration, d.h. ihre Oberfläche wird geschwürig, blutig. Bei Papillomen ist dies kaum der Fall ausser sie würden durch äussere Einflüsse verletzt.

Papillome treten eigentlich nur bei jungen Pferden (ca bis 3 Jahren) auf und verschwinden meist spontan, ohne Behandlung nach einigen Monaten.Bei Sarcoiden ist die spontane Abheilung zwar nicht ausgeschlossen, wird jedoch selten festgestellt. Eher beobachtet man ein langsam stetiges Wachsen.

Sarcoide sind Bindegewebstumoren welche dem Pferd eigen sind, d.h. eigentlich nur bei dieser Spezies festgestellt werden. Man vermutet auch bei ihnen eine virale Ursache. Zumindest ist Tumorgewebe für andere Pferde ansteckend falls es in deren Haut inokuliert wird. Wahrscheinlich gibt es verschieden Viren welche diese Bindegewebsgeschwulste verursachen. Eins davon ist das bovine Papillomavirus. Mit ihm konnte experimentell die Enstehung von Sarcoiden beim Pferd ausgelöst werden. (Inkubationszeit: ca 50 bis 170 Tage). In der Praxis dürfte dieses Virus jedoch selten verantwortlich sein. Meistens bleibt der Verursacher unbekannt.

Sarcoide sind keine bösartigen Tumore da sie soweit bisher bekannt keine Metastasen bilden. Jedes Geschwulst existiert für sich allein. Bestehen mehrere Tumoren auf einem Pferd, hat sich dieses wahrscheinlich mehrfach infiziert. Umgekehrt sind sie aber, wenn auch gutartig, so doch nicht ganz harmlos anbetracht derTatsache, dass ihre Behandlung Schwierigkeiten machen kann.

Alle möglichen Behandlungen sind versucht worden. Kältechirurgie, Laserchirurgie, Verätzungen, Thermokauterisation, Einreibungen,... Schlussendlich hat sich die herkömmliche Exzision mit dem Skalpell als die wohl wirkungsvollste Methode erwiesen. Dabei ist bekannt, dass das Geschwulst ein oder zweimal an derselben Stelle binnen 6 Wochen wiederkommen kann. So kann es vorkommen, dass ein Geschwulst zwei oder dreimal an derselben Stelle wegoperiert werden muss.

Um zu vermeiden, dass die Operationswunde zu gross ausfällt würde ich empfehlen solche Sarcoide möglichst bald entfernen zu lassen.

Berno Schmaus: Sehr geehrter Herr Dr. Hoffmann, wir haben in unserem Stall 2 Pferde, eine Stute und einen Wallach, beide 24-jährig. Die Stute hat noch kein Fohlen gehabt - und das soll angesichts ihres Alters auch so bleiben. Jetzt haben wir uns ein junges Pferd dazugekauft, einen 2-jährigen Andalusierhengst. Er ist, rassetypisch, ein Spätentwickler und hat noch eine sehr "kindliche" Ausstrahlung. Bis zum Herbst war er in der Stutenherde der Züchter integriert und hat dort nie gedeckt. Er soll innerhalb der nächsten 2 Wochen zu uns in den Stall kommen. Nun meine Frage: Ist es irgendwie möglich, ihn mit den 2 alten Pferden auf die Koppel zu lassen, ohne dass er gleich gelegt wird. Ich denke, seiner Entwicklung täte es ganz gut, wenn er noch bis zum Herbst Hengst bleiben könnte, und auch wegen der Fliegen ist der Sommer ja nicht die ideale Zeit für so etwas. Gibt es z.B. Möglichkeiten, die Stute irgendwie hormonell zu behandeln, so dass sie nicht mehr rosst - sie zeigt bis heute eine sehr starke Rosse. Und wenn ja: Wie zuverlässig sind solche Behandlungen, gibt es Nebenwirkungen. Für Ihre Antwort danke ich ganz herzlich
B.Schmaus

Dr. Georges Hoffmann: Sehr geehrter Herr Schmaus, im Allgemeinen muss davon ausgegangen werden, dass ein Hengst ab ungefähr einem Jahr geschlechtsreif ist und durchaus in der Lage ist zu decken. Selbstverständlich gibt es rassebedingte sowie individuelle Unterschiede. Auch bei älteren Hengsten ist die Libido sehr unterschiedlich ausgeprägt. Deshalb ist es möglich verschiedene Hengste als Reithengste zu nutzen während dies bei anderen nicht möglich ist.

Ihre Frage kann deshalb nicht pauschal beantwortet werden. Sie werden schon selbst die Lage in Ihrem speziellen Fall beurteilen müssen und sich demnach verhalten.

Die Rosse bei Stuten zu unterdrücken ist theoretisch möglich, in der Praxis aber nicht so leicht durchzuführen. Es gibt oral zu verabreichende Medikamente welche täglich gegeben werden müssen, oder Injektionen welche etwa alle 14 Tage gemacht werden müssen. Mit diesen Medikamenten unterdrückt man die Rosse und schiebt sie sozusagen vor sich her. Das heisst sowie man die Behandlung unterbricht wird die Stute gleich wieder rossig. Eine solche Behandlung müsste also praktisch das ganze Jahr über durchgezogen werden. Der Kostenaufwand ist dabei zu beachten denn diese Medikamente sind im Allgemeinen nicht billig. Als Nebenwirkung ist allenfalls mit einer Verkümmerung der Eierstöcke zu rechnen was bei Ihrer alten Stute wohl keine grosse Rolle spielen dürfte.

Eine weitere Möglichkeit wäre die Maskulinisierung der Stute durch Verabreichung von männlichen Hormonen. Die Stute wird dann zwar weniger rossen, sich dafür aber eher wie ein Hengst gebären. Keilereien mit Ihrem Hengst blieben wohl nicht aus. Umgekehrt können sie bei zu starker Libido auch den Hengst feminisieren, durch Verabreichung von weiblichen Hormonen. Als Nebenwirkung wäre allenfalls zu erwarten, dass die Entwicklung der sekundären Geschlechtsmerkmale ( breite Brust, Halsmuskulatur) gebremst würde. Da sie die Behandlung jedoch nur bis zum Herbst durchführen möchten , also nur für die Dauer von ca 4 Monaten, dürften diese Erscheinungen zu vernachlässigen sein.

Wenngleich keine dieser Lösungen optimal ist würde ich persönlich letztere vorziehen. Allerdings nur wenn Sie sonst keine Möglichkeiten haben. Am vernünftigsten wäre es sicherlich den Hengst von den anderen Pferden zu trennen falls er diese ständig treibt. Eine Kastration im Sommer ist nicht ideal, ist aber nicht problematischer als im Frühjahr oder Herbst unter der Bedingung , dass man die Kastrationswunde sauber hält.

Laurence Jackson: Sehr geehrter Dr. Hoffmann, mein 4jähriger Wallach hat etwas gerötete Augen, die aber sonst in Ordnung zu sein scheinen. Sie tränen nicht. Kann oder muss ich irgendetwas dagegen tun?

Dr. Georges Hoffmann: Sehr geehrte Frau Jackson, Gerötete Augen deuten ja meistens auf eine Bindehautentzündung hin. Allerdings beobachtet man in dem Fall in der Regel dann auch vermehrter Tränenfluss bis hin zu schleimig - eitrigem Ausfluss.

Wenn die Augen Ihres Pferdes nicht tränen kann das zwei Sachen bedeuten: entweder es besteht trotzdem vermehrter Tränenfluss, nur läuft er sauber über den Tränennasenkanal ab und « es läuft nichts über », oder es besteht in der Tat kein vermehrter Tränenfluss, dann ist die Entzündung entweder sehr gering oder es besteht keine Entzündung. So kann eine geringe Pigmentbildung am Auge z.B. das Auge als vermehrt gerötet erscheinen lassen ohne dass hier eine Entzündung vorläge. Diese Fragen zu entscheiden bedarf einer eingehende Untersuchung durch Ihren Tierarzt. Ob behandlungsmässig etwas unternommen werden muss wird er entscheiden.

Claudia Müller: Lieber Dr. Hoffmann, meine Stute ist jetzt 3 Jahre alt und soll demnächst an Trense und Gebiss gewöhnt werden. Sollte man vorher - auch wenn das Pferd keine Zahnprobleme zu haben scheint, die Zähne kontrollieren. Wie oft sollte man grundsätzlich Gebißkontrollen durchführen? Vielen Dank für Ihre Antwort.

Dr. Georges Hoffmann: Zähne werden in der Regel meistens dann kontrolliert wenn irgendwelche Beschwerden darauf hindeuten, dass Probleme vorliegen können. So z. B. wenn die Pferde maulig beim Reiten sind, sich auf einer Hand plötzlich schlecht biegen lassen, auf dem Gebiss nicht richtig abkauen, langsamer fressen als sonst, den Kopf beim Fressen schief halten, beim Fressen « Heubällchen » aus dem Maul verlieren, kariöser Geruch in der Box besteht, Schwellungen im Kieferbereich, usw.

Das verhindert nicht, dass der vorsorgliche Besitzer regelmässig seinem Pferd ins Maul schaut um zu sehen ob alles in Ordnung ist. So wird er sich auch beim jungen Pferd vergewissern wollen ob es ein gerades Gebiss hat oder ein Treppengebiss welches zu abnormaler Abnutzung führt und deshalb regelmässig inspiziert werden will, bevor eigentliche Probleme entstehen. Er wird wissen wollen ob Wolfszähne vorhanden sind welche beim Reiten stören könnten. Er wird wissen wollen ob es keine Probleme beim Zahnwechsel gibt. Er wird speziell beim jungen Pferd prüfen ob das Trensengebiss keine Verletzungen verursacht usw. Man sollte sich angewöhnen mindestens zweimal im Jahr die Maulhöhle zu inspizieren.




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