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Die Sprechstunde bei
Dr. Georges Hoffmann, Fachtierarzt für Pferde












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Uebliche Impfungen beim Pferd

Bekanntlich gibt es viele Infektionskrankheiten beim Pferd. Manche sind harmlos, andere verlaufen tödlich. Sofern Impfstoffe bestehen welche gegen diese Krankheiten schützen herrscht bei letzteren Einstimmigkeit über ihren Nutzen. Dies betrifft im besonderen die Tollwut und den Wundstarrkrampf. Auf die Wichtigkeit von Schutzimpfungen gegen diese Krankheiten will ich deshalb nicht weiter eingehen. Es sei jedoch hervorgehoben, weil es wie mir scheint nicht immer jedem bewusst ist, dass ein gegen die Tollwut geimpftes Tier (nicht nur Pferde, sondern auch Hunde und Katzen) nicht nur nicht an dieser erkranken, sondern sie auch nicht weitergeben können. Seine Tiere gegen die Tollwut impfen lassen heisst also auch sich selbst besser gegen diese Krankheit schützen.

Gegen die Tollwut sollte beim Pferd einmal jährlich geimpft werden. Einen bevorzugten Zeitpunkt im Jahr gibt es nicht. Geimpft werden die Pferde ab dem 9. Lebensmonat. Bei jüngeren Fohlen geht man davon aus, dass sie über eine durch die Kollostralmilch übertragene passive Immunität verfügen sofern die Stute selbst gültig geimpft war. Uebrigens darf man tragende Stuten impfen. Besteht der Verdacht, dass diese passive Immunität nicht ausreichend ist, sei es weil die Stute nicht geimpft war, sei es weil das Fohlen keine oder nur wenig Kollostralmilch erhalten hat, so kann man ab dem 4. Lebensmonat impfen.

Bei der Impfung gegen den Wundstarrkrampf gilt im Prinzip dasselbe. Allerdings erfordert die Tetanusimpfung bei ihrer ersten Verabreichung, im Gegensatz zur Tollwut, eine sogenannte Grundimmunisierung. Darunter versteht man zwei Injektionen im Abstand von einigen Wochen. Danach reichen Wiederholungen im Abstand von 1 bis 2 Jahren.

Man sollte wissen, dass die Pferde zu den am meisten durch Tetanus gefährdeten Tieren gehören. Ein nicht gewissenhaft geimpftes Pferd kann daher durchaus an Tetanus erkranken. Allerdings muss es nicht unbedingt daran eingehen. Der Behandlungsaufwand ist jedoch nicht selten erheblich.

Besteht gegen die Notwendigkeit von Impfungen gegen die vorgenannten Krankheiten kein Einsprucn, so verhält es sich jedoch anders bei den Schutzimpfungen gegen die Grippen. Hier sind die Meinungen geteilt und man findet sowohl Verfechter als auch Anfechter dieser Impfungen.

Letztgenannte führen dabei als Argument an, dass Grippen nur 'Erkältungen' und als solche harmlos seien und im schlimmsten Fall ja noch behandelt werden könnten. Schliesslich würden die Pferde ja auch nicht daran eingehen und ausserdem würde man immer wieder beobachten, dass auch geimpfte Pferde an Husten erkranken könnten.

Hier gilt es einige Klarheit zu schaffen.

Hauptsächlich wird hier der Fehler begangen, auf das Pferd dasselbe Bild zu projezieren welches die Grippe beim Menschen hat. Dabei wird vergessen, dass eine ähnliche Krankheit in einer Tierart eine sehr verschiedene Bedeutung in einer anderen Tierart haben kann. Hier sei z.B. der eben erwähnte Wundstarrkrampf genannt welcher nicht nur Menschen und Pferde, sondern beispielsweise auch Hunde befallen kann. Allerdings sind Hunde von Natur aus so resistent, dass wohl die wenigsten Leute je einen Hund mit Tetanus zu Gesicht bekommen werden. Im Gegensatz zum Menschen oder Pferd ist der Wundstarrkrampf beim Hund fast bedeutungslos, obwohl es sich um dieselbe Krankheit handelt.

Auch ist eine Grippe keine 'Erkältung' d.h. eine durch kalt werden ausgelöste Krankheit, sondern sie bedarf des Vorhandenseins von Viren als Infektionserreger. Gibt es keinen Grippeerreger im Umfeld des Pferdes, so kann dieses so oft kalt werden wie es will, eine Grippe bekommt es davon nicht. Kalt werden oder Zugluft u.ä. sind allenfalls begünstigende Faktoren welche für den Organismus einen Stress bedeuten, somit seine Abwehrkräfte herabsetzen und dadurch das Eindringen von Viren und ihre Vermehrung erleichtern. In der Praxis sind Grippeviren jedoch dermassen häufig, dass man Pferde vor schneller Abkühlung und Zugluft durchaus schützen soll.

Grippe ist auch nicht gleichzusetzen mit Husten. Nur bestimmte Grippen, mit einer sogenannten respiratorischen Form, können von Husten begleitet sein, wenn die Viren sich in der Schleimhaut der Atemwege festsetzen konnten und dadurch eine Reizung bzw. Entzündung dieser hervorgerufen haben. Es gibt jedoch auch viele andere Arten von Reizungen der Atemwege, welche nicht durch Viren hervorgerufen werden. So können andere, mit den Grippeviren nicht verwandte Krankheitserreger wie Bakterien oder Lungenwürmer, sowie nicht infektiöse Ursachen wie Gase (Ammoniak), hohe Luftfeuchtigkeit (Kondenswasser!), Staub, Ueberempfindlichkeit gegenüber Bestandteilen des Futters oder der Einstreu u.a. Husten verursachen.

Husten bedeutet also nicht gleich Grippe und deshalb sollten wir in dem Zusammenhang auch vermeiden von 'Hustenimpfung' zu sprechen wenn wir Grippeimpfung meinen. Eine Hustenimpfung gibt es nicht!

Nicht jede Grippe wird also von Husten begleitet. Da jedoch dieses Symptom für die meisten Leute das herausragende Merkmal einer Grippe ist, möchte ich etwas mehr auf die Bedeutung eines durch Viren ausgelösten Hustens eingehen.

Wie schon erwähnt bedeutet das Vorhandensein von Husten, dass die Schleimhaut der Atemwege angegriffen bzw. entzündet ist. Dies bedeutet, dass Viren sich in ihr installieren konnten. Dies bedeutet wiederum, dass die Abwehrkräfte des Pferdes, zumindest vorübergehend, herabgesetzt waren ansonsten die Viren sich nicht hätten einnisten können. Wie lange dieser so entstandene Husten anhalten wird hängt jetzt einzig und allein davon ab ob das Pferd es schafft und wie lange es dazu brauchen wird, seine Abwehrkräfte wieder aufzubauen und die Infektionserreger zu vertreiben.

Während der Organismus hiermit beschäftigt ist nutzen die Viren die Zeit sich in den Zellen der Schleimhäute zu vermehren. Dabei werden diese Zellen zerstört. An ihrer Stelle entsteht eine Narbe. Bedenkt man, dass die Zellen der Schleimhäute mit einem Saum aus feinen Flimmerhärchen ausgestattet sind, welche durch ihre Bewegungen die in einem Film aus Schleim eingeschlossene Staubkörner nach aussen transportieren, so kann man sich leicht vorstellen, dass dieser Säuberungsmechanismus mit fortschreitender Zerstörung der Zellen immer schlechter funktioniert. Der Schleim sammelt sich an und wird nicht meht evakuiert. Es kommt zum chronischen Katarrh, zur dauernden Verschleimung.

Da die Zellen nicht ersetzt werden, bleibt dieser Zustand auch nach Verschwinden der Infektionserreger bestehen. Es gibt z. Zt. keine Medikamente welche direkt auf die Viren einwirken können um sie abzutöten. Die Behandlungsmöglichkeiten beschränken sich somit auf unterstützende Massnahmen wie Stimulation des Immunsystems um die Abwehrkräfte möglichst schnell wieder aufzubauen, Erleichterung des Schleimauswurfes sowie Schutz gegen Begleitinfektionen. Der Tierarzt hat deswegen nur einen begrenzten Einfluss auf die Dauer der Erkrankung. Er kann somit das Chronischwerden nicht immer verhindern.

Chronischer Husten entsteht bei ca. 7 % der an Grippe erkrankten Pferden. Genau hier liegt die Bedeutung der Grippe beim Pferd und ihr Unterschied zu der des Menschen. Gehören Todesfälle bei den Pferdegrippen zu den Ausnahmen, so kann man angesichts des möglichen Krankheitsverlaufs dennoch nicht von einer harmlosen Erkrankung reden. Wie so oft ist die beste Behandlung die Vorbeuge, d.h. die Schutzimpfung. Geimpft werden Fohlen meist nach dem Absetzen. Auch tragende Stuten können geimpft werden. Die Erstimpfung beinhaltet eine Grundimmunisierung bestehend aus 2 Injektionen im Abstand von 6 Wochen und einer dritten Injektion nach 6 Monaten. Wiederholungen erfolgen je nach Infektionsrisiko im Abstand von 6 bis 9 Monaten. In der Tat hat es sich gezeigt, dass der Impfschutz, insbesonders gegen Influenza A equi 2 einem höheren Infektionsdruck nur 6 Monate hält. Der früher übliche Zeitabstand von 1 Jahr für Wiederholungen hat sich deshalb als nicht ausreichend erwiesen, zumindest für Pferde welche in grösseren Gemeinschaften gehalten werden.

Die Impfhersteller schlagen daher halbjährliche Wiederholungsimpfungen vor. Zugegebenerweise ist der wirksamste Schutz die natürliche Immunisierung welche sich an eine durchgemachte Erkrankung anschliesst. Solange die Behandlungsmöglichkeiten jedoch beschränkt sind, bleiben die Schutzimpfungen die einzige Alternative. Man sollte sich jedoch bewusst bleiben, dass viele Ursachen, für die keine Schutzimpfungen zur Verfügung stehen auch zu Husten führen können, so dass wenn ein geimpftes Pferd hustet, dies nicht unbedingt auf ein Versagen der Impfung zurückzuführen sein muss.

Damit es andererseits nicht zu einem Impfdurchbruch, d.h. echtem Versagen der Impfung kommt, muss das empfohlene Impfschema konsequent eingehalten werden sowie die Pferde vor Epidemieausbrüchen in ihrem Umfeld geschützt werden. Hier kann der Infektionsdruck nämlich so gross werden, dass auch korrekt geimpfte Pferde erkranken können, weil der durch die Impfung aufgebaute Immunschutz überfordert wird. Aus diesem Grund ist es zwingend, dass immer alle und nicht nur vereinzelte Pferde aus einer Gemeinschaft geimpft werden.

Dr. Georges Hoffmann .


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