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Die Sprechstunde bei
Dr. Georges Hoffmann, Fachtierarzt für Pferde





























Beulen am Widerrist

Sigrid Holzapfel: Sehr geehrter Herr Dr. Hoffmann, mein mittlerweile 5-jähriger Warmblutwallach bekam letztes Frühjahr seitlich am Widerrist eine ca fingernagel-große Beule, die innerhalb eines Tages plötzlich da war. Da ein Satteldruck auszuschließen war, tippte ich zuerst auf einen Insektenstich. Die Beule verschwand jedoch nicht und zeigte auch keinerlei Veränderungen in ihrer Größe.

Nach etwa 4 Wochen ließ ich die Beule durch meinen Tierarzt entfernen und im Labor untersuchen. Der histologische Befund lautete noduläre Nekrobiose des Pferdes (eosinophiles Granulom, kollagenolytisches Granulom, noduläre Dermatitis) verursacht durch Parasiten (Habronemen, Onchocercen, Hirschlausfliegen), Insektenstiche, Zeckenbisse, Sommerekzem oder Traumata. Nicht bösartig, kann jedoch auch ausgedehnt vorkommen.

Mittlerweile hat mein Pferd mehrere solcher Beulen, verteilt am ganzen Körper und auch leider in der Sattel- und Gurtlage. Diese Beulen sind überhaupt nicht schmerzhaft, mein Wallach zeigt auf Druck keinerlei Reaktion und nach dem Reiten scheinen die Beulen etwas geringer zu sein. Da die Beulen innerhalb sehr kurzer Zeit (über Nacht) entstehen, ist mein Tierarzt der Meinung, es müßte ein Zusammenhang mit dem Lymphsystem der Haut bestehen. Die Beulen sind sehr hart und wie schon gesagt scheinbar nicht schmerzhaft.

Wir haben nun versucht mit Hitze (Ichtolansalbe) gegen diese Beulen vorzugehen, aber ohne Erfolg. Auch ein Anregung des Stoffwechsels mit Vitaminspritzen und Tarantelgift-Injektionen zeigten keine Wirkung. Mein Wallach ist sehr groß gewachsen (Stockmaß 180cm) und ein Spätentwickler, er hat auch ziemliche Probleme mit dem Zahnwechsel. Kann es sein, daß diese Beulen damit zusammenhängen? Haben Sie so etwas schon mal gesehen?

Vielleicht wissen Sie ja etwas darüber und könen mir und meinem Tieratzt weiterhelfen, ich wäre Ihnen sehr dankbar.
Viele Grüße Sigrid Holzapfel

Dr. Georges Hoffmann: Nicht schmerzhafte knötchenförmige Veränderungen in der Haut ohne Juckreiz und Haarverlust, ohne Aufplatzen und Entleeren von Lymphe oder Eiter werden beim Pferd hauptsächlich in der Sattellage, inklusive Widerrist und Gurtlage relativ häufig beobachtet. Man geht davon aus, dass durch den Druck des Sattels, bzw.Sattelgurtes Schmutzpartikel, Hautschuppen, Bakterien u.ä. in die Talgdrüsenöffnungen einmassiert werden und diese verstopfen. Die Talgdrüse entzündet sich und es ensteht eine wachsende Bindegewebsreaktion um diese Drüse herum welche irgendwann als Knötchen fühl- und sichtbar wird. Es handelt sich dabei um entzündliche Granulome welche sich bei entsprechender entzündungshemmenden örtlichen Behandlung zurückbilden.

Entwickeln sich jedoch solche Beulen an Hautstellen welche keinem ähnlichen Druck (auch Kummet und Brustgeschirr von Wagenpferden z.B.) ausgesetzt sind , so wird es oft schwierig eine plausibele Erklärung zu finden. Es gibt wohl verschiedene Infektionserreger, wie Parasiten (Onchocercen) oder Pilze (Sporotrichen) welche solche Veränderungen bewirken können, jedoch sind diese extrem selten und wohl eher in USA, Kanada oder Indien angesiedelt als bei uns.

Als wahrscheinlichste Ursache scheint mir daher eher eine allergische Reaktion zu sein. Die häufigste Hautallergie ist wohl das Urtikaria oder Nesselfieber. Es bilden sich dabei binnen Minuten bis Stunden grosse Mengen von weichen Beulen, welche im allgemeinen jedoch binnen 1 - 3 Tagen wieder spontan verschwinden. Ist die Allergie jedoch von einem langsameren Typus können sich durchaus auch Granulome entwickeln. Der eosinophile Charakter weist darauf hin.

Die beste Behandlung wäre dann eine Vermeidung der allergieauslösenden Noxen. Tritt die Krankheit vermehrt oder nur in der warmen Jahreszeit auf, dürfte es sich hierbei wohl hauptsächlich um Insekten handeln. Ausgiebiger Gebrauch von Repellents oder Aufstallen während des Tages könnte Abhilfe schaffen.

Es ist auch möglich an Hand von Blutproben die Allergene feststellen zu lassen und sich eine spezifische Vaccine herstellen zu lassen mit welcher man das Pferd desensibilisieren kann. Es funktionniert nicht immer, aber der Versuch lohnt sicht immer. Eine ähnliche Vaccine kann auch aus einer Biopsieprobe hergestellt werden.

Ist die Beulenbildung unabhängig von der Jahreszeit dann kommt auch eine Kontaktallergie in Frage. Das Pferd würde in diesem Fall auf Substanzen reagieren mit welchen es Hautkontakt hat. (Putzmittel, Seifen, Spritzmittel im Stroh, usw.)

Desweiteren sind Futtermittelallergien nicht auszuschliessen. Um diese ausfindig zu machen, muss jeweils ein bestimmtes Futtermittel ausgewechselt werden und beobachtet werden ob sich danach neue Beulen bilden.

Sind die Beulen jedoch nicht allzu häufig und entstehen sie nur langsam über einen grösseren Zeitraum hinweg, wäre zu überlegen ob man sie nicht chirurgisch allesamt entfernen sollte.

Dass Ihr Pferd das letzte Jahr schnell gewachsen ist und auch noch Zahnwechselprobleme hat, dürfte schon etwas damit zu tun haben, da diese Umstände seine Abwehrkräfte herabsetzen und somit anfälliger für diese Art von Erkrankung machen. Auch das Lymphsystem dürfte beteiligt sein, da dieses eine wesentliche Rolle in allergischen Prozessen im allgemeinen spielt. Parimmunitätsinducer und Antihistaminika wären als Medikamente desweiteren in Erwägung zu ziehen. In der Hoffnung behilflich gewesen zu sein.

mit freundlichem Gruss, Dr Georges Hoffmann


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