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Die Sprechstunde bei
Dr. Georges Hoffmann, Fachtierarzt für Pferde
















Botulismus - Augentrübung - Artgerechte Haltung

Christine aus München: Sehr geehrter Herr Dr. Hoffmann, könnten Sie mir bitte weiterhelfen: Mich erreichte gerade die Nachricht, daß ganz in der Nähe unseres Stalles einige Ponies und ein Großpferd an mit Botulismuserregern verseuchtem Silo gestorben sind. Einige kämpfen noch ums Überleben.

Nun meine Frage: woran erkennt man, daß Silo mit Botulismuserregern verseucht ist? Bei uns wird nämlich auch Silo gefüttert. Kommt so etwas öfter vor und wie sind die Anfangssymptome? Vielen Dank für eine rasche Auskunft
Christine


Dr. Georges Hoffmann:Liebe Christine, Botulismus ist einen Vergiftungserkrankung, welche durch das Gift eines Bazillus, nämlich clostridium botulinum, verursacht wird. sowohl der Erreger als auch sein Gift werden mit dem Futter aufgenommen. Der Erreger vermehrt sich im Darm und produziert dabei das Gift in großen Mengen. Leider gelingt es nicht immer den Bazillus oder sein Gift im Futter nachzuweisen. Dennoch ist di Untersuchung im Labor die einzige Möglichkeit verseuchtes Futter zu erkennen. Von seinen äußeren Eigenschaften her (Aussehen, Farbe, Geruch o.ä.) ist es nicht möglich verseuchtes Heu oder Silage auszumachen.

Gewisse Bedingung erhöhen jedoch die Wahrscheinlichkeit, daß sich Botulismuserreger im Heu oder Silage befinden könnten:

  • Anwesenheit von Tierkadavern (Mäuse, Ratten) im Heu.
  • Heu, wleches von Wiesen herrührt, die vom Schlamm aus stehendem Gewässer überschwemmt werden.
  • Heu von humusreichem Boden.

Je nachdem wieviel Gift augenommen wird, entwickelt sich die Krankheit rascher oder langsamer. Die Dauer der Erkrankung variiert von einigen Stunden bis zu 2 Wochen und verläuft meistens tödlich. Schafft es ein Pferd jedoch die ersten 8 - 10 Tage zu überleben, dann erhöhen sich seine Überlebenschancen erheblich.

Als erste Symptome für die Krankheit erscheinen Schluckbeschwerden. Das Kauen und Abschlucken des Futters wird mühsam. Anschließend erscheint das Pferd abgeschlagen, matt und schwach. Es bewegt sich nur schwerfällig und taumelig. Das weitere Krankheitsbild ist geprägt von fortschreitenden Lähmungserscheinungen von Muskeln und Organen. Eine Aufzählung hier führe zu weit. Ihre Frage, ob so was öfter vorkommt, darf ich verneinen. Botulismus ist eine seltene Krankheit.

Obwohl eine vorbeugende Schutzimpfung möglich wäre, wird sie aufgrund der Seltenheit der Krankheit in unseren Gegenden daher nicht vorgenommen.

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Frieder aus Bonn fragt: Sehr geehrter Herr Dr. Hoffmann, ich finde es sehr gut, daß ein Fachtierarzt für Pferde im Internet Tips gibt. Ich weiß, Sie können keine 100 %ige Diagnose stellen, mir aber vielleicht doch ein bißchen weiterhelfen: Letzte Woche entwickelte sich im linkem Auge meiner Stute eine Trübung. Die Tierärztin stellte fest, daß sich neben der Pupille eine dunkelbraune Strukture mit unregelmässiger Form entwickelt hat. Sie sagt, sie hat sowas noch nie gesehen und kann sich nur zwei Erkläerungen vorstellen:

Entweder eine alte Verletzung (ich kann mich nicht daran erinnern, daß sie je eine starke Augenverletzung hatte) oder ein Melanoma. Sie meinte, das sei bei grauen Pferden nicht selten und normalerweise nicht bösartig. Sie könnte aber das Auge verlieren.
Was raten Sie mir, Herr Dr. Hoffmann?



Dr. Georges Hoffmann: Sehr geehrter Frieder, wie Sie richtig sagen, ist es nicht möglich auf diesem Weg Diagnosen zu stellen. Erlauben Sie mir deshalb, nur im Allgemeinen auf dieses Thema einzugehen.

Wird ein Auge trüb, so bedeutet das logischerweise, daß die Durchsichtigkeit verlorengegangen ist. Das bedingt, daß nur Strukturen betroffen sein können welche im Normalzustand durchsichtig sind. es sind diesen von außen nach innen gesehen: die Hornhaut, die Flüssigkeit in der vorderen Augenkammer (Raum zwischen Hornhaut und Linse), die Linse, die galertartige Masse der hinteren Augenkammer (Raum zwischen Linse und Augenfundus).

Meistens sind entzündliche Zustände und Verformungen verantwortlich für Trübungen der Hornhaut oder der Linse (Hornhautverletzungen, Hornhautinfektionen, Linsenluxationen usw.) Die Flüssigkeiten der Augenkammern werden getrübt durch Beimengungen von (eiweißhaltigen) Substanzen, welche bei Entzündungen, hauptsächlich der Iris und des Augenhintergrundes ausgeschieden werden (periodische Augenentzündung, Netzhautloslösung usw.)

Narben, welche durch Abheilung von alten Hornhautverletzungen entstanden sind, bleiben oft zeitlebens als milchige Flecken auf der Hornhaut zurück. Selbstverständlich kann sich auch Blut oder Eiter im Auge finden und es trüben. Was Tumore betrifft, so muß man sehen, daß diese nicht nur verformend, da meistens raumgreifend sind, sondern auch immer mit Entzündungsprozessen einhergehen. Es ist also vieles gegeben, daß sie zu Trübungen führen. Allerdings sind Tumore, welche sich im Innern des Auges beim Pferd entwickeln ausgesprochen selten. Viel häufiger sind hier solche, welche sich um das Auge herum entwickeln.

Ursachen für Trübungen sind also zahlreich und in ihrer Bedeutung manchmal sehr verschieden. Nur ein Fachmann, welcher Ihr Pferd untersucht, wird Ihnen sagen können, welche Bedeutung diese Augentrübung in Ihrem speziellen Fall hat. Viel Glück!!

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Sandra und Nadine aus Luxemburg: Sehr geehrter Herr Dr. Hoffmann, in letzter Zeit häuften sich wieder die Berichte über halbverhungerte Pferde, die bei der großen Kälte der letzten Wochen im Freien gehalten wurden. Worauf der Tierschutz aktiv wurde. Oft sind diese vermeintlichen Tierschützer ja gar nicht über die artgerechte Haltung von Pferden informiert und wirbeln Staub auf, wo es keinem Tier wirklich schlecht geht.

Könnten Sie nicht einmal bitte erklären, was artgerechte Pferdehaltung ist. Wir wissen, daß Sportpferde nicht wie Freizeitpferde gehalten werden können. Aber wo liegen die Grenzen? Wie kann man Turnierpferde artgerecht halten? Wie sieht die korrekte Offenstallhaltung aus? Vielen Dank für Ihre Antwort
Sandra und Nadine


Dr. Georges Hoffmann: Liebe Sandra und Nadine, Eure Frage schneidet ein beliebtes Thema an, bei welchem sich die Geister in einem bunten Gemisch aus Weltanschauung, Ethologie, Religiosität, Philosophie, Anthropomorphismus und vielem mehr streiten und vor allem scheiden.

Aus der Sicht des Tierarztes sei folgendes dazu gesagt: Das Pferd ist 1. ein Herdentier und 2. ein Bewegungstier. Artgerechte Haltung hieße diesbezüglich, daß man den Pferden Sicht- und Berührungskontakt erlaubt. Dies ist auch bei Boxenhaltung möglich. Gemeinsamer Auslauf auf der Weide ist natürlich besser.

Artgerechte Haltung bedeutet auch, daß die Pferde genügend Bewegung haben. Weidegang ist selbstverständlich das beste Angebot für das Pferd, da es seinem Bewegungsdrang ungehindert nachgehen kann. Jedoch auch Boxenpferde müssen nicht an Bewegungsmangel leiden, wenn sie ausreichend gearbeitet werden. Allerdings bedeutet die Arbeit eines Turnierpferdes auch einen gewissen psychischen Streß. Deshalb muß bei ihm unbedingt für Ausgleich gesorgt werden (Weidegang, Ausritte ins Gelände).

Ich teile nicht die Ansicht, daß Turnierpferde nicht auf die Weide dürfen, da sie sonst den nötigen "Pepp" verlieren. Vielmehr finde ich, daß dieser vermeintliche Pepp nur der Ausdruck eines Bewegungsdranges ist, welcher direkt im Zusammenhang steht mit Bewegungsmangel also nicht artgerechter Haltung. Möglichst ganzjähriger Weidegang wäre also das Beste.

Aber wie ist es im Winter? Auch Wildpferde in der Steppe leiden an Kälte, an Hunger, haben keine Unterkunft, leben aber nach unserem Dafürhalten absolut artgerecht. Aber wer sagt denn, daß die Artgerechtigkeit immer angenehm sein muß? Ich glaube, man sollte daher den Begriff der Artgerechtigkeit nicht überstrapazieren und ein normales Maß an gesundem Menschenverstand walten lassen.

Kalt- und Mischblutrassen (Ardenner, Haflinger, Isländer...) vertragen Wind und Kälte besser als Warm- und Vollblüter. Aber auch diese Rassen vertragen viel, wenn man Ihnen die Gelegenheit gegeben hat, sich progressiv an diese Umstände zu gewöhnen; beispielsweise sie seit dem Sommer bei jedem Wetter auf der Weide gelassen hat und ihnen erlaubt hat sich ein Winterfell anzulegen.

Eine Winterweide sollte jedoch nach Möglichkeit windgeschützt liegen und einen festen Unterstand bieten. Gibt es wenig Windschutz so ist es wichtig, daß der Unterstand nach drei Seiten hin zu ist, zumindest aber gegen Norden und Westen.Es erübrigt sich zu sagen, daß für saubere, trockene Einstreu sowie für ebensolches Futter und sauberes Trinkwasser zu sorgen ist.

Selbstverständlich wird man täglich nach seinen Pferden sehen. Schafft man es nicht mehr, diese Bedingungen zu erfüllen, dann sollten die Pferde nicht mehr auf der Weide belassen werden.

Als Pferdehalter sollten wir uns automatisch als Tierschützer verstehen, da wir doch das Beste für unsere Tiere möchten. Wir sollten deshalb Verständnis haben für andere Tierschützer, welche nicht unbedingt unser Pferdeverständnis haben und mehr aus christlicher Nächstenliebe handeln. Denn auch ihre Wachsamkeit ist gefragt, um die schwarzen Schafe unter uns auszumachen.
Mit besten Grüßen
Dr. Georges Hoffmann


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