FSL Ardenner 1997 von Pit Schlechter
Man hätte vermuten können, die Ardennerzüchter würden 1997, nach den Feierlichkeiten zum 75. Jubiläum ihres Stud-Book, ausspannen und ruhen. Doch dem ist keineswegs so. In den letzten Jahren ist bei der Ardenner-Sektion der FSL eine Entwicklung zu verzeichnen, die auf den ersten Blick eher paradox erscheint. Einerseits fallen die Preise für die Pferde kontinuierlich (einer der Gründe: mehr als 90% des in Luxemburg, Belgien und Frankreich konsumierten Pferdefleisches wird aus Nicht-EU-Ländern eingeführt), andererseits steigt nicht nur die Zahl der Mitglieder, sondern auch die Aktivität der Ardenner-Sektion.Besonders hinsichtlich der Kontakte mit dem Ausland tut sich einiges. Am 26. Juli 1996 setzten die Vertreter der belgischen, französischen, schwedischen und luxemburgischen Ardennerzüchter in Libramont ihre Unterschrift unter eine Konvention, die eine regelmäßige Zusammenarbeit und die gegenseitige Anerkennung der Stammbücher vorsieht. Eine erste unmittelbare Auswirkung dieser Vereinbarung war der Besuch einer belgisch-luxemburgischen Delegation in Schweden, bei Gelegenheit der nationalen Ausstellung der schwedischen Ardenner am 2. und 3. August in Jönköping. Schweden verfügt über etwa 5000 Ardennerpferde. Vermutlich wird sich ein solcher Besuch 1998 wiederholen: dann feiern die Schweden den 125. Jahrestag der ersten Einfuhr eines belgischen Ardennerhengstes.
Am 30. und 31. August nahmen drei Luxemburger Ardennerzüchter mit fünf Pferden an der Veranstaltung STARKE PPERDE im Westfälischen Freilichtmuseum in Detmold teil, wo mehr als fünfzig Pferde neue Geräte für die Arbeit mit Zugpferden in der Land- und Forstwirtschaft vorführten und verschiedene Wettbewerbe im Pflügen und Holzrücken bestritten. Die Kaltblüter hatten achttausend Besucher angelockt.
Zum erstenmal waren auch vier Züchter mit zwei Ardennern aus Luxemburg Ende September mit von der Partie bei der ROUTE DU POISSON, den " Vingt-quatre Heures du Cheval de Trait". Hierbei handelt es sich um eine Course-Ralais, bei der dreizehn Mannschaften mit jeweils zwanzig Pferden in vierundzwanzig Stunden etappenweise dreihundert Kilometer zurücklegen, und zwar von Boulogne-sur-Mer nach Paris, d.h. die Route, über die früher die französische Hauptstadt mit Fisch und Meeresfrüchten versorgt wurde.
Anläßlich der nationalen Ausstellung der französischen Ardennerzüchter fand am 21. September in SEDAN ein "Concours International" statt, bei dem Luxemburg von drei Züchtern mit fünf Pferden vertreten wurde.
Auch die Veranstaltungen, die 1997 vom Syndicat d'Initiative der Gemeinde Munshausen zusammen mit der Ardenner-Sektion der FSL im Rahmen des "8. Daag vum Ardennerpäerd" durchgeführt wurden, hatten internationalen Charakter. Beim "Lehrgang zum Arbeiten mit Zugpferden in der Landwirtschaft" kamen für drei Tage Pferdeleute aus Belgien, Deutschland, England, Frankreich und Luxemburg zusammen, um gemeinsam das Anschirren und Anspannen, das Pflügen, Eggen, Säen, Mähen usw. zu üben. Auf dem Pferdemarkt, der ausschließlich Kaltblutpferden vorbehalten war, wurden am Tag des Ardennerpferdes insgesamt 29 Tiere von luxemburgischen und belgischen Züchtern feilgeboten. Der Markt hatte besonders viele Interessenten aus Deutschland angelockt, und das Resultat war sehr ermutigend.
Ermutigend ist außerdem, daß am 31. Oktober 1997 im Memorial endlich das lange erwartete Reglement erschien, das nunmehr auch in Luxemburg den Ardenner als "bedrohte Rasse" einstuft und für erwachsene Zuchttiere eine Prämie von fünftausend Franken jährlich in Aussicht stellt. Leider kommen nur die beruflichen Landwirte in den Genuß dieser finanziellen Unterstützung, so daß man sich fragen muß, ob die Ardennerpferde der nicht-bäuerlichen Züchter etwa nicht zur bedrohten Rasse gehören.
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